Geschichte
Die St. Georg-Kirche zu Genin
Im Jahre 1286 wird die Kirche in Genin zum ersten Mal erwähnt. Sie ist die Hauptkirche der Kapiteldörfer Genin, Oberbüssau, Niederbüssau und Vorrade. Das Gutsdorf Moisling und die gutsherrlichen Dörfer zwischen Trave und Grinau kamen später hinzu. Diese Dörfer und ihre Ländereien verblieben bis 1804 im Besitz des Domkapitels und gehörten dann der Stadt Lübeck.
Die Kirche wird St.Georg geweiht, dem Schutzheiligen der Ritter und Bewahrer vor der Pest. Innerhalb der Landwehr Lübecks steht St.Georg, der erste der 14 Schutzheiligen, wie eine sichere Burg. Der Turm mit seinen zahlreichen Mauerankern in Kreuzform vermittelt noch heute diesen Eindruck.
Der älteste, mittelalterliche Teil der Kirche ist der heutige Altarraum, mit jeweils einem quadratischen Anbau an der Nord- und Südseite. Der südliche ist die Sakristei, der nördliche diente bis 1928 als Leichenhalle. Diese erste Kirche besaß fünf schmale, hohe Fenster, von denen das nach Osten weisende noch heute geschlossen ist.
Ein Turm war noch nicht vorhanden.
Ein Ausbau der Kirche fand im 15. Jahrhundert statt. Die alte Kirche wurde in gleicher Breite, aber größerer Höhe nach Westen bis auf die Länge des heutigen Kirchenschiffs erweitert, wodurch eine lang gestreckte Saalkirche mit flacher Balkendecke entstand.
Der Turm wurde erst um 1600 angebaut. Nachdem der dreigeschossige Turm gebaut war, begann man mit der Verbreiterung, indem man anfing, nach Süden und Norden jeweils um etwa zwei Meter versetzt, die neuen Seitenwände und Anschlüsse an Chor und Turm hochzuziehen. Dabei wurde das neue Kirchenschiff erheblich erhöht.
Zur Ausstattung gehörte ein schlichtes Kastengestühl, von dem nur noch eine Vertäfelung erhalten ist mit der Inschrift:
ANNO 1661 HINRICH WOL“ER. HINRICHIES. HINRICH RODE. CLAUS STUDE.
Zur Ausstattung der erweiterten Kirche gehört die Kanzel, farbig gestaltet im Stil der Spätrenaissance. In dieser Zeit, im Jahr1691, erhielt der Turm seine Uhr.
Das Kircheninnere hat in seiner Form von 1600 wiederum nur etwa hundert Jahre Bestand gehabt. Um das Jahr 1703/04 brach infolge eines Sturms ein Teil des Daches ein und fiel ins Kircheninnere. Die Schäden waren so erheblich, dass man sich zu einer grund-legenden Umgestaltung des Kirchenschiffs entschloss.
So erhielt die Kirche ihr barockes Aussehen. Die Decke wurde als hölzernes Tonnengewölbe neu konstruiert.
Sie wurde mit Stuckaturen versehen, die in der Mitte das Wappen des Domkapitels zeigen. Die Fenster erhielten Stuckrahmen mit barocken Muschelornamenten.
Das Bogenfeld an der Ostwand der Decke wurde besonders kunstvoll gestaltet: in der Mitte eine Kreuzigungsgruppe.
Gleichzeitig erhielt die Kirche ihre heutige Dachform. 1719 wurde der spätgotische Hochaltar durch den heutigen barocken Altar des Lübecker Künstlers Hieronymus Jacob Hassenberg ersetzt. Der Altar aus Holz mit einem marmornen Abendmahlsrelief im Sockel sowie einer Kreuzigungsgruppe aus weißem Marmor wurde der Kirche im Jahr 1717 gestiftet.
Die 1731 aufgestellte, wuchtige Taufe aus grauem Sandstein in spätbarocker Manier ist das Werk des Lübecker Bildhauers Hermann Andreas Elleroth. Gestiftet wurde die Taufanlage vom Lübecker Kaufmann Meno Froböse, dessen Vater, Georg Froböse, von 1654 bis 1690 Pastor in Genin gewesen war.
1754 hatten die Gutsherren von Moisling und Niendorf beantragt, in der Kirche Logen für sich und ihre Familien errichten zu dürfen. So kam es 1759 zu dem Einbau der so genannten „Hohen Stühle“ durch den Lübecker Stadtbaumeister Johann A. Soherr. In fast zweijähriger Arbeit entstand die dreigeteilte, geschlossene Rokokoempore an der Nordwand. Die linke Loge war der Niendorfer Gutsherrschaft vorbehalten und trägt deren Wappen. Die mittlere war für das Domkapitel bestimmt und bis 1804 mit dessen Wappen geschmückt; seitdem befindet sich dort das Wappen mit dem lübschen Adler. Die rechte Loge mit Wappen gehörte der Moislinger Gutsherrschaft. Die Fenster der Nordwand wurden zu Türen umgebaut, und ein hölzerner Treppenanbau ermöglichte einen separaten Zugang. 1850 wurde der Treppenaufgang durch einen Backsteinanbau mit Sprossenfenstern ersetzt.1770 vergrößerte man das Platzangebot der Kirche abermals durch den Einbau einer hölzernen Empore in der Südwestecke des Kirchenschiffs im Anschluss an die Orgelempore. Sie wurde bei einer Renovierung der Kirche im Jahr 1956 wieder abgebrochen.
Die baulichen Maßnahmen des 19. Jahrhunderts beschränkten sich wesentlich auf Reparaturarbeiten. Vor allem war der Turm betroffen: 1850 wurde sein Helm neu gedeckt, wobei man die bisherigen Schindeln durch Schieferplatten ersetzte. 1882 wurde der Turmhahn, nach der Zerstörung durch einen Sturm, neu vergoldet und wieder montiert.
1974 begann die erste grundlegende Restaurierung der Neuzeit. Das Gestühl wurde erneuert. Der Altar erhielt einen neue Altarplatte. Die Fliesen aus Gotlandsandstein wurden neu verlegt. Und der gesamte Raum aufwändig wieder hergestellt.
Die Orgel
Im 17. Jhr. wurde eine Orgel für die Geniner Kirche gebaut, deren barockes Gehäuse heute noch vorhanden ist. In der Zeit nach 1835 ist das Werk mehr und mehr verfallen, so dass die Gemeinde sich 1905 zu einem Neubau entschloss. Hinter der alten Barockfassade wurde ein 15 stimmiges pneumatisches Werk erstellt. Im Jahre 1977 wurde eine neue 16 stimmige mechanische Schleifladenorgel mit Hauptwerk und Pedal durch die Firma Kemper & Sohn, Lübeck eingebaut.
Die Glocken
Die älteste der drei Glocken ist die sog. „Predigtglocke“ aus dem Jahre 1661. Sie wurde früher zu Beginn der Predigt geläutet. Sie hat ein Gewicht von 672 Kilo. In der Mitte des Glockenstuhls aufgehängt, befindet sich die sog. „Totenglocke“ aus dem Jahre 1757. Sie wurde bei Beerdigungen geläutet. Diese größte der Glocken trägt die lateinische Inschrift (in freier Übersetzung): „Die Töne der Glocke, die das geformte Erz schwingend erzeugt, mögen uns lehren, dass das Leben doch einmal zu den Schatten hinabsteigt. Sie sollen uns ermahnen, die Sinne heilig gen Himmel zu heben, auf dass wir sterbend die seligen Hütten erreichen“.
Die „Kinderglocke“ ist die kleinste der Glocken. Sie stammte aus dem Jahr 1757 und trug die Inschrift: „Hier ruft der Tod, es stirbt ein Kind. Er ruft aus tönendem Metalle. Ein Kind verblasst, was trotzt ihr alle! Ihr hört, dass Menschen sterblich sind.“ Sie wurde bei Begräbnissen von Kindern geläutet. Diese alte „Kinderglocke“ ist im Krieg verlorenen gegangen. 1964 konnte eine neue „Kinderglocke“ gegossen werden. Als Inschrift trägt sie die Jahreslosung von 1964: „Wir haben einen HERRN, JESUS CHRISTUS, durch welchen alle Dinge sind, und wir durch IHN.“
Die Leuchter
Unsere Kirche besitzt drei Kerzen-Hängekronen im Stil des 17. und 18. Jahrhunderts sowie einen hölzernen Standleuchter aus dem 19. Jhr. Der älteste der Kronleuchter hängt vor der Orgel. Er stammt aus dem Jahre 1903.
Die Gemälde
Die großen Ölgemälde „Auferstehung“ und „Dornen-krönung“ (200 x 215 cm) in der Eingangshalle und in der Sakristei wurden von E. Otto 1786 gemalt. Auf den „Hohen Stühlen“ hängen Bilder von Emil Voß, einem früheren Hufner zu Genin, gestorben 1903. „Trauer um den Heiland“ (Kopie eines Overbeckbildes) und „Hinrichtungszug“ (Kopie des Bildes „Hus auf dem Scheiterhaufen“ von Hellquist).
Downloadbereich
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